Die Gründung des Klosters Marienburg bei Boppard

 

In der Mitte des 12. Jahrhunderts lebte Ritter Konrad Bayer von Boppard, ein junger, aber ein wilder Edelmann, der sich mit der Tochter eines benachbarten Ritters, namens Maria, verlobt hatte. Da er jedoch Zertreuungen und Feste, mehr als recht war, liebte, so ward er seinen gleichgesinnten Freunden nicht schwer, ihm vorzustellen, daß er noch zu jung sei, um sich in das Ehejoch zu beugen, und da er ohnedies etwas veränderlicher Natur war, so sagte er dem Vater der Jungfrau sein Verlöbnis unter nichtigem Vorwand wieder ab. Er kümmerte sich nicht weiter um die Folgen seiner unverzeihlichen Handlungsweise, dachte bald nicht weiter an seine unglückliche Braut, da traf er eines Tages, als er zur Jagd in den Wald geritten war, dort einen fremden Ritter mit verschlossenem Visier, der sich ihm in den Weg stellte und, von ihm aufgefordert, zur Antwort sein Schild hinhielt, welches das Wappen des Geschlechts trug, dem seine verschmähte Braut angehörte. er vermutete, daß es ihr bislang im Gelobten Lande gewesender Bruder sein möge, zog sein Schwert und drang scharf auf ihn ein, sein Gegner vermochte auch seinen kräftigen Hieben nicht zu widerstehen und sank bald zum Tode betroffen vor ihm
nieder. Da eilte Konrad, dem zu Tode Verwundeten den Helm zu lösen, aber wie wurde ihm als er sah, wer vor ihm lag: Es war seine frühere Braut, die sich in diese Verkleidung begeben hatte, um von der Hand ihres Geliebten zu sterben, denn ohne ihn wollte sie auch nicht leben. Verzweifelt suchte er das entrinnende Leben des Mädchens zurückzuhalten, aber umsonst, nach wenigen Augenblicken gab sie ihren Geist auf. Einem Wahnsinnigen gleich warf er sich über sie, und so fanden ihn seine Leute. Nachdem er sie würdevoll zur Gruft bestattet hatte, ließ er, um seine Schuld einigermaßen zu sühnen, über ihr Grab ein Kloster bauen, das er Marienburg nannte und dem er alle seine Güter schenkte. Er selbst aber eilte dann nach Palästina zum Kreuzheer, wo er den gesuchten Tod bald fand.

 

- Quelle: Nach Grässe 1871, Bd. 2, Nr. 131
- Sagen der Rheinlande, Gesammelt und herausgegeben von Hans-J. Uther
- Bouvier Verlag, 1998

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