Neben dem Rathaus zu
Bacharach wohnte einst ein gewisser Minola.Er war ledig und lebte mit einer mürrischen
Haushälterin zusammen. Einst wurde diese in der Nacht durch einen hellen Feuerschein
getäuscht und veranlaßt, aufzustehen und Feuer zu machen. Als das Feuer nicht brennen wollte, sah sie unter dem Bogen des Rathauses roten Feuerschein. Da eilte sie schnell hinzu und bemerkte einen großen Kohlenhaufen. Ein großer schwarzer Mann mit einem großen schwarzen Hund saß dabei. Zwar gruselte sie bei diesem Anblick, aber sie trat freundlich grüßend hinzu und bat um etwas Feuer. Auf dem Wink des Schwarzen ergriff sie einige Kohlen und eilte heim. Doch waren die Kohlen erloschen, als sie sie auf den Herd schüttete. Nun ging sie abermals zum Feuer unter dem Rathausbogen und teilte ihr Mißgeschick dem Unheimlichen mit. Da sah sie der Mann drohend an, und der Hund knurrte. Er drohte, ihr den Hals umzudrehen, wenn sie zum dritten Male käme. Sie nahm wieder einige Kohlen und trippelte davon; sie war aber froh, als die Tür hinter ihr ins Schloß fiel. In diesem Augenblick schlug es eins vom Kirchturm. Da merkte sie, daß es die Geisterstunde gewesen und in welcher Gefahr sie Gewebt hatte. Schaudernd ging sie zu Bett, konnte aber keine Schlaf finden. Am Morgen erhob sie sich zeitig und konnte nun mit geringer Mühe ihr Feuer anzünden und Essen kochen. Aber die Kohlen, welche sie unter dem Rathausbogen geholt hatte, waren zu Gold geworden. Davon wurde das Hospital zum Heiligen Geist gestiftet.
- Quelle: Schell 1922, 163 f. |
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