Die Burg Sooneck

 

Die Burg Sooneck, am äußersten Vorsprung des Soonwaldes auf hohem Felsen über dem Rhein, und der benachbarte Reichenstein waren in alter Zeit berüchtigte Raubnester, mit einer Handvoll Leuten ließ sich von da aus Handel und Wandel des schmalen Rheintales beherrschen und schatzen.

Als das Unwesen überhand nahm, kam Kaiser Rudolf von Habsburg mit einem Reichsheer in den Rheingau, brach die Festen der Wegelagerer und gebot, alle die überm Landfriedensbruch ergriffen oder desselben überwiesen seien, wie gemeine Diebe zu hängen, gleichviel ob es ritterbürtige Leute seien oder nicht.

Auf Sooneck hausten damals die Waldecks. Die Familie gehörte zu den angesehensten und mächtigsten des Gaues. Und als nun Rudolfs Heer vor den beiden Burgen lag, kam einer aus der Sippe, der Erblandmarschall vom Rheingau, mit noch mehreren zum Kaiser und bat ihn inständig, er möge die angedrohte Strafe nur an den Knechten und Bauernsöhnen vollziehen lassen, die vom Adel aber mit Geld büßen, zum mindesten sie nicht eines so schmähhlichen Todes sterben lassen. Aber der Kaiser gab ihnen zur Antwort:


"Da sind keine Ritter, sondern die verworfensten Diebe und Räuber. Wahre Ritterschaft hält Treu und Glauben und schirmt das Recht. Und wären sie auch dem Kleid nach Grafen und Herzöge, solange ich Richter bin, sollen sie der verdienten Strafe nicht entgehen." Die auf Sooneck wurden beim Sturm gefangen genommen und auf Rudolfs Befehl an den Ästen der alten Eichen aufgehängt, die auf einem Ufervorsprung am Rhein standen, denn das war die Stelle, von wo aus sie die Schiffer zu überfallen pflegten.

 

- Quelle: Zaunert 1924, Bd. 2, 48
- Sagen der Rheinlande, Gesammelt und herausgegeben von Hans-J. Uther
- Bouvier Verlag, 1998

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