St.Goar oder S. Geyer, lat. Fanum S. Goaris, ist die Hauptstadt der Untergrafschaft Katzenellenbogen am Rhein. Es ist anfanglich nur ein geistliches Haus gewesen, daraus denen Vorüberrreisenden Speise und andere Leibesnotdurft gelanget worden, bis es nach der Zeit an Einwohnern also zugenommen, daß eine Stadt daraus geworden. Bei der Stadt ist ein Rheinfall und wird von den Schiffern die Bank oder der Tisch genannt, weil er groß, rund und flach ist. Man will sagen, daß hieselbst dasjenige Wasser, welches bei Bingen unter die Erde versenket worden, wieder emporgeworfen werde. Am Ufer dieser Stadt an der Seite des Walles ist ein messinges Halsband fest angemacht (welches von Karl V. dahin gegeben worden), in daselbe müssen alle ankommenden Fremdlinge den Hals stecken, alsdenn werden sie gefraget: Ob sie wollen mit Wasser oder Wein getauft sein? Und wenn sie das letztere erwähnen, so geben sie für die Gesellschaft eine Zeche Wein zum besten. Denjenigen aber, die sich des weigern, die Kosten wegen der Zeche fürchtend, wird plötzlich ein ganzer Eimer voll Wasser über das Haupt gestürzet. Und solche berühmte Taufe geschiehet allezeit. Die Königin von Schweden, als sie hier vorbeireiset, verehrete anhero einen großen silbern Becher, aus welchem man bei solchem Gebrauch zu trinken pfleget.
- Quelle: Berckenmeyer 1720, 555 f. |
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